Van-Life
Foto-Blog Südamerika-Chile
Das Auge
  Einige Länder Europas begannen 1991 das Southern European Observatory (ESO) zu bauen - eines der größten und innovativsten Projekte astronomischer Forschung. Fast ein Jahrzehnt wurde der perfekte Standort gesucht und auf dem Cerro Paranal (2600m) gefunden: 350 klare Beobachtungsnächte im Jahr, eine stabile Atmosphäre mit extrem trockener Luft und nur geringen Lichteinflüssen der Umgebung. Die Wüste der nördlichen Küstenkordillere Chiles, Randzone der Atacama-Wüste, ist Schauplatz des riesigen Auges, das neugierig in die unendliche Kulisse des Universums blickt. www.eso.org


    Es ist kein himmlischer Weg, der zum Cerro Paranal führt, sondern ein löchriger. Baumaterial und Inventar ratterte hier gleichermaßen entlang: Hightechgeräte jeder Spielart und natürlich die gigantischen Spiegel, die auf den 100 km vom Hafen Antofagasta zum Cerro Paranal drei Tage unterwegs waren.
 
    Dreht es sich um 'Schwarze Löcher', sind Schlaglöcher allerdings kein Hindernis! ESO arbeitet heute mit großem Erfolg, der auch ein Erfolg des gemeinsamen und konstruktiven Willens der am Projekt beteiligten Länder ist:
Chile, Norwegen, Schwe- den, Dänemark, Belgien, Holland, Schweiz, Portugal, England, Italien, Frankreich und Deutschland.
 
    Den vier Teleskoptürmen wurden Namen aus der Mapuche-Sprache gegeben: Antu (Sonne), Kueyen (Mond), Melipal (Kreuz des Südens) und Yepun (Abend- stern) - eine schöne Geste an die Ureinwohner Chiles !
 
    Alle 18 Monate werden die Spiegel mit dem gelben Riesenlift auf ein Spezial- fahrzeug gehievt, das sie einen Kilometer weit hinunter zur Wartung fährt. Sie lassen sich nämlich nicht einfach abstauben, sondern müssen immer wieder mit Aluminium neu beschichtet werden. Dazu reiche die Menge einer Getränkedose!
 
    Drei Zulieferzwerge (180 cm Spiegel) bilden mit den vier großen Brüdern über unter- irdische Lichtkanäle einen Teleskopverbund (VLTI), der einem 16 Meter Teleskop entspricht und einen Men- schen auf dem Mond er- kennen ließe.
 
    Hier oben geht es ums Extreme! Auch am Boden. Die Oberfläche der Um- gebung der Teleskope wird weiß gestrichen, so dass sie sich tagsüber im harten Sonnenlicht weniger auf- heizt und die Bergkuppe durch die starke Abkühlung nachts nicht verzerrt wird!
 
    Herz aus Glas: 8,2 Meter Durchmesser, 18 cm Dicke, 22 Tonnen. Gegossen in Deutschland, in Frankreich geschliffen und poliert, im Schiff durch den Panama- kanal nach Antofagasta in Chile transportiert.
 
    Wie ist es möglich, dass der Spiegel sich nicht unter seinem eigenen Gewicht verformt? Er ruht auf vielen Hydraulikelementen, die ihn dynamisch in Form halten, oder anders gesagt, er ist nicht starr, er pulsiert.
 
    Das Kontrollzentrum unter- scheidet sich unwesentlich vom Büro einer Software- firma. Der Unterschied ist nur auf den Bildschirmen zu sehen.
 
    Forschung am Universum ist mit irdischen Risiken verbunden.
 
    Der nächtliche Blick ins All macht müde. Unter einem Kuppeldach wurde eine Oase mit Teich installiert, an dessen Ufer die ruhende Forschergemeinde über die Ränder des Universums, den Urknall, weiße Zwerge, rote Riesen und schwarze Löcher meditiert und plaudert.